- Melanie Frey
Mit grossen offenen Augen...
Und da war sie da, mit grossen offenen Augen und hellwach, am 8.02.18 um 00:27: Dorothea Carla Frey.
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Seitdem ist wie zu erwarten alles anders, und ich möchte ein paar Gedanken und Erinnerungen dazu aufschreiben.
Wir waren zur Geburt im Bethesda Spital in Basel. Was dort anders ist, und dem ein oder anderen, insbesondere den Grosseltern und sonstigen älteren Generationen die Augenbrauen in die Höhe getrieben hat, ist, dass die Neugeborenen nur mit der Windel bekleidet am liebsten auf Mama's Brust liegen. O-Ton: „Die isch ja immer no blutt!“ Das Thema Bonding wird gross geschrieben und wir haben es als sehr positiv empfunden. Keine Angst, Dorothea war nicht blau vor Kälte... erstens in Tücher gewickelt, zweitens fast immer im Hautkontakt mit mir, und drittens gab es eine Heizung im Zimmer.
Wenn ich manchmal Bilder sehe von Neugeborenen in anderen Spitälern, die mit Mütze und Nicki-Strampler unter Daunendecken liegen, muss ich schmunzeln.
Im Nachhinein würde ich sagen, das Bonding hat gut funktioniert. Dorothea will am liebsten rumgetragen werden. Daher haben wir mittlerweile 5 (!) verschiedene Tragehilfen daheim. Aber dazu mehr später.
Dorothea ist jetzt gut 4 Monate alt. Wie bei sovielen anderen auch waren die ersten 3 Monate auch wirklich wirklich anstrengend. Geplagt von schlimmen Blähungen sind wir in den Kreislauf Blähung-Schreien-vor-Schmerzen-und-dabei-Luft-schlucken --> noch mehr Blähungen geraten. Wir haben zu sämtlichen Mitteln gegriffen:
- Osteopath (alles in Ordnung, keine Blockade, gesundes Kind)
- Bigaia & Flatulex, sowie Bulboid aus der Schulmedizin (wir sind bei dem Muttenzer Kinderarzt, der einsieht, dass Babies Blähungen haben und diese nicht durch mehr Körpernähe von allein verschwinden)
- Kümmelzäpfchen (Wala) aus der Alternativmedizin
- Fliegergriff
- Kümmelöl und Bauchmassagen
- Ganz viel Fenchel-Kümmel-Anistee für die Mama
- Strikte non-Blähungsdiät für die Mama (definieren konnte ich Eier, Hefe (sowohl im Zopf als auch im alkoholfreien Weissbier), Blöterlewasser). Was eigentlich heisst, ich kann stillend fast noch eingeschränkter essen als schwanger!
Was aber wirklich geholfen hat und Knoten im Darm (Luftblasen wie Materialknoten) gelöst hat, hab ich leider erst viel zu spät (in ca. der 10. Lebenswoche von Dorothea) gelernt: Akupressur an der Fusssohle. Auf dieser Webseite findet man ein Bild, das den Trick am ehesten beschreibt: https://www.heide-heilpraxis.de/therapien/reflexzonentherapie
Hätte ich das mal früher gewusst....
Das Blähungsthema hat mich auch meilenweit Abstand halten lassen von Versuchen, Dorothea den Schoppen näher zu bringen. In Vorbereitung auf die Kita hat sie das aber natürlich lernen müssen. Bei einem Versuch in den ersten paar Wochen mit einem hochentwickelten 4-teiligen Mam-Antikolikschoppen haben wir gemerkt, so anti-kolik ist der nicht. Nach etwas Lektüre über Stillverwirrung und Austausch in Foren hab ich in ein mimijumi-Starterpaket investiert. Ungefähr dreimal so teuer wie Nuk/Avent/mam, und nur in DE/AT erhältlich, aber der Brust wohl wirklich am ähnlichsten und aus nur zwei Teilen bestehend (d.h. im Gegensatz zur Mam-Flasche kann man sich das Lesen der Bedienungsanleitung sparen (ja, Bedienungsanleitung! Für ein Babyfläschchen!). Begeistert war Dorothea am Anfang natürlich nicht, aber sie hat's gelernt und wir waren parat für die Kita.
Und schon bin ich beim Thema Stillen angelangt.
Ich weiss, viele werden's nicht verstehen, aber mir macht's Spass. Ich geniess die Zeit zu zweit und hoffe, dass wir das noch ein paar Monate so weiter machen können.
Aller Anfang ist hart, und wir haben die gleichen Probleme gehabt wie viele andere, von wunden Brustwarzen bis zu extremer Empfindlichkeit, dass nicht mal duschen gut gegangen ist, und allein der Gedanke an jemals wieder joggen war Lichtjahre entfernt. Aber so nach 2 Monaten in welchen Dorothea und ich beide viel gelernt haben sind wir nun ein super Team. Jetzt wird sich rausstellen, ob's mit dem arbeiten, abpumpen und schöppelen in der Kita funktioniert. Hab ja wie gesagt die der weiblichen Brust angeblich am ähnlichsten Flasche...
Generell wird stillen in der Schweiz sehr gefördert. Zusätzlich zu den Hebammenbesuchen darf man dreimal auch Stillberatung in Anspruch nehmen, und dann gibt's noch Mütter- und Väterberatung. Die Krankenkasse zahlt 200 CHF, wenn man mindestens 10 Wochen stillt, und per Gesetz hat man an einem normalen Arbeitstag 90 Minuten bezahlte Stillpausen. Letzteres ist das Gesetz, aber in der Umsetzung ist es wohl oft schwierig. Kaum ein Arbeitgeber hat einen privaten Raum, wo abpumpen in Ruhe möglich ist. Dann ist da das Thema des Kühlens, Heimtransport, etc. Das schreckt doch viele Mütter ab und stresst, und es wird abgestillt, weil die praktischen Hürden zu gross sind. Finde ich persönlich schade, aber vielleicht ist manch eine auch froh, dass sie nicht mehr „muss“ (no offense). Und am Ende gilt ja immer noch, dass auch Mami happy sein muss, damit Baby happy sein kann.
Unser Plan ist in jedem Fall so lange zu stillen, wie es geht, und im Idealfall die Breiphase auszulassen und Baby-Led-Weaning anzuwenden. Ich weiss, Mamis von 2 und mehr Kindern machen das vielleicht automatisch, aber die frischen Mamis weniger.
Drückt mir die Daumen, dass es funktioniert, wie wir uns das vorstellen!
Zurück zum Bonding und Tragen:
Schon lange nerven mich die Leute, die zu Stosszeiten am zum Beispiel am Christikindlmarkt und anderen Events mit vielen Menschen mit dem Kinderwagen unterwegs sind. Ständig wird einem drauf gefahren, und auch für den Schiebenden muss es frustrierend sein, weil man nicht durchkommt und nur schräge Blicke erntet. Von demher war für uns klar, dass unser Kind ein Tragling sein darf. Und Tragling ist sie!
Ab der zweiten Lebenswoche haben wir sie täglich im Tragtuch (Tragehilfe #1) gehabt (Wickelkreuztrage). Nach den ersten zwei, drei malen hat auch sie das genossen, und teils bis zu 3-4 Stunden drin geschlafen.
Während der schlimmsten Blähungszeiten hat es auch geholfen: einerseits Wärme von Mama's Bauch, andererseits permanente Bauchmassage durch mein Bewegen. Und als sie mal eine Zeitlang im Kinderwagen nicht so glücklich war, war das wenigstens die Möglichkeit, draussen unterwegs zu sein.
Nur Mama's Rücken hat das zunehmende Gewicht dann doch irgendwann zu schaffen gemacht. Also musste eine rückenschonendere Trage her.
Von Freunden bekamen wir zwar ein gebrauchtes Ergobaby mit Neugeboreneneinsatz (Tragehilfe #2), aber wir haben uns entschieden, noch in zwei andre Tragen zu investieren, die den kleineren Babies besser behagen und vor allem eine bessere Haltung bzw. Stellung von Rücken und Hüfte haben:
Beide sind blau, und haben Schildkrötenprint. Absolut keine Absicht, eigentlich wären mir unterschiedliche Farben lieber gewesen, aber bei Frl. Hübsch haben wir uns für das Muster entschieden, und als wir dann ein paar Wochen später eben noch eine leichtere wollten für den Sommer ging es wirklich nur ums Gewicht, und die leichteste Halfbuckle (d.h. Hüftgurt mit Klickverschluss, Schulterriemen gebunden), war die Kokadi in eben auch dem blau.
Ringsling (Tragehilfe #4) sind wir eher noch die Anfänger. Tuch haben wir quasi vererbt bekommen, und ich hab nur die Ringe dazu gekauft (bei Fidella bestellt, nach D geschickt). Man kann zwar ab Geburt auch im Ringsling tragen, aber da finde ich persönlich die Halfbuckle angenehmer. Ringsling werd ich dann eher nutzen, wenn sie wach ist, sie soll dadrin ja nicht unbedingt schlafen, das geht in den andren besser.
Fürs Badi/See/Meer dann noch einen Aquasling (Tragehilfe #5), den man auch nutzen kann, wenn sie schon 1-2 Jahre alt sind.
Auf dem Rücken tragen wir noch nicht, ist mir persönlich zu früh. Wenn's dann soweit ist, wird eventuell auch mal der Ergobaby zum Einsatz kommen. Aber auch die beiden Halfbuckle können wir auf dem Rücken tragen, da braucht es nur Übung und die richtige Technik.
Acessoires für unseren kleinen Tragling:
- Beinlinge, gegen die Sonne oder die Kälte, je nachdem
- Manymonths Füsslinge, die auch einfach drüber gezogen werden, wenn's mal kühler ist.
- Pickapooh Sonnenhut, UV Schutz 80
Generell ziehe ich Dorothea nicht zu dick an, normalerweise nur Body und Leggings, das Tragtuch ist wie eine Schicht Kleidung und verschwitzen sollte sie da drin ja nicht. An den heissen Tagen jetzt hab ich ihr trotz Hitze eher lange Hosen angelegt, statt sie mit der klebrigen Sonnencreme einzuschmieren.
Auch wenn mein Rücken sich manchmal meldet, ich trage gern! Und wenn ich sie mal einen ganzen Tag lang gar nicht getragen hab, dann fehlt mir was... ich denke, auch ich brauch die Nähe.
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Ich bin zwar eine nicht mehr ganz junge Mami, aber immer noch eine recht frische; andre haben sicher noch mehr Erfahrung und Ratschläge, aber ich hoffe, ich kann der ein oder anderen auch schon was mitgeben aus unseren ersten 16 Wochen.
Abschliessend noch ein paar Bemerkungen zu absoluten Fehlkäufen oder fehlenden Käufen:
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Babyflaschen: wir haben auf Verdacht Avent gekauft (und MAM Antikolik geschenkt bekommen). Nach dem ganz anfänglichen zuschöppelen wegen der langsamen Gewichtszunahme haben wir die nicht mehr gebraucht. Klar, ich hätte für die Kita jetzt auch Avent nehmen können, aber mir war das Risiko zu hoch, dass sie eben doch verwirrt wird, drum sind wir bei mimijumi gelandet. Aber nun stehen 5 Fläschchen unbenutzt daheim rum --> Fehlkauf
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Nuggis: auch hier haben wir mal verschiedene Marken auf Verdacht gekauft. Abgesehen davon, dass Dorothea sowieso (noch) kein Nuggi-Fan ist, hat sie auch keine Favoriten. Wir versuchen immer mal mit MAM und Avent, aber auch hier liegen die andren (Nuk) und die geschenkten nur rum. --> Fehlkauf
Nachtrag zum Thema Nuggi: aktueller Versuch mit Goldi Kautschuk naturform Gr. M ist vielversprechend...
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Stillkissen: brauch ich nicht, dachte ich. Hab ja genügend Körnerkissen. Auch durch die letzten Schwangerschaftswochen hab ich mich mit Körnerkopfkissen unter Bauch und Beinen begnügt. Hätte ich mal nur... ich war noch im Spital hatte ich nämlich meine Meinung geändert und das Stillkissen war bestellt. --> fehlender Kauf
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Mobile: hab ein ganz tolles gehäkelt, das hängt über dem Wickeltisch und Dorothea ist auch fasziniert davon. Nachteil: es bewegt sich nicht und macht keine Musik. Also nochmal eins bestellt, und das findet sie jetzt extrem toll. Tip: nicht das günstigste nehmen, denn der Ton macht die Musik und eine zu billige Musikbox made in China klingt nicht schön. --> fehlender Kauf
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Nuggiketten/Kinderwagenketten: kauft das nicht selbst, das bekommt Ihr sicher en masse geschenkt. Und wir benutzen's nicht mal! (Klar, ohne Nuggi keine Kette)
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Das Buch „Hebammenpraxis“. Oft empfohlen, aber ich kam über die ersten beiden Kapitel nicht raus. Wenn es nach Frau Stadelmann geht, dann ist das einzig Wahre die Hausgeburt. Babies, die in Kliniken zur Welt kommen, tragen ein Trauma davon, und Ärzte sind der Grund für viele Krankheiten. Klar, ich formuliere das jetzt überspitzt, und das Buch ist erstmals 1994 erschienen, die Zeiten ändern sich. Es hat sicher auch gute Tips zum Thema Heilkräuter und Aromatherapie, aber mir war es doch ein bischen zu schwarz-weiss. --> Fehlkauf
- Dr. Remo Largo: Babyjahre
- Oje ich wachse (Buch und Praxisbuch)
- artgerecht
- Homöopathie für Kinder
- GU Pekip Ratgeber
- Elizabeth Pantley: Schlafen statt Schreien, das liebevolle Einschlafbuch
- William Sears: Schlafen und Wachen
- Liebe und Eigenständigkeit
Und was das schenken, bzw. geschenkt bekommen anbelangt, hier Tips für zukünftige Schenkungen an frische Eltern:
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Windeltorte, sollten in Gr. 3 sein, denn die Eltern haben bestimmt schon einen Vorrat in 1 und 2 angelegt
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Schenkt keine Pflegeprodukte, ausser Ihr wisst, welche Marke die Eltern fürs Baby verwenden. Wir nehmen Weleda, und die ganzen Babynivea, Bebe und Milette Sachen brauchen wir nicht... bzw. irgendwann wird halt meine Haarpracht damit gewaschen werden
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Auch Wärmflaschen, Kirschkernkissen, Fieberthermometer und vor allem diese Kuscheltieren mit den Decken sind keine guten Geschenkartikel, die sind meist schon vorhanden oder man hat dann 5 Stück davon die nicht mal (neu und ungeöffnet) der Second Hand Laden haben will. Ich weiss, ist alles lieb gemeint, aber man bekommt schlicht und einfach viel zu viel davon geschenkt. Und in unserem Fall haben wir die baumwolligen Öko-Hanseli auch lieber, die schmecken wohl besser und flusern nicht soviel.
Manager Mami
Ein paar Worte noch zum Thema Baby und Beruf:
Ich arbeite gern. Grösstenteils zumindest. Ich lieb's Mami zu sein, aber mein Kopf braucht mehr als nur Windeltalk, und ich möchte auch weiterhin arbeiten.
Der Mutterschaftsurlaub in der Schweiz beträgt 16 Wochen, davon sind 14 bezahlt. Nicht jeder Arbeitgeber hat die Möglichkeit, der frischen Mami länger frei zu geben. Und nicht jede Mami hat die finanzielle Möglichkeit, länger nicht zu arbeiten, denn Elterngeld wie das in DE bekannt ist, gibt es hier nicht.
Aus welchen Gründen auch immer, viele Mamas gehen teils schon nach 14 Wochen zurück in den Beruf. Die Kleinen sind manchmal bei den Grosseltern, bei einer Tagesmutter, beim Au-Pair oder eben in der Kita. Und erleiden kein Trauma deswegen. (Anmerkung: auch ich war ab ca 8 Wochen jeden Tag bei meinen Grosseltern, und bin deswegen nicht beim Psychiater).
Ich habe auch keine Angst, dass Dorothea von jemand anderem „erzogen“ wird. Klar, sie wird manch eine Kinderkrankheit früher haben als andere. Und es wird sicher nicht immer tränenfrei sein, wenn ich sie hinbringe.
Aber sie wird ganz sicher auch eine schöne und lehrreiche Zeit in der Kita verbringen, mit Kindern, die Wochen oder Jahre älter sind. Sie wird ihre sozialen Fähigkeiten früher und intensiver entwickeln als Kinder von Helikopter-daheim-bleib-Mamas.
Ich urteile nicht über Mamis, die daheim bleiben und das Kind wenig andere Ansprache hat als das Mami und den Papi. Drum bitte ich auch alle, die meine Weg nicht für sich selbst gewählt haben: Urteilt nicht. Jede macht, wie sie mag und kann und die Situation es erlaubt.
Und ganz sicher ist, dass Dorothea sich immer auf mich freuen wird, wenn ich sie wieder abhole. Das strahlende Gesicht meiner Tochter hilft mir dann auch wieder durch die nächste Trennung, die ja sowieso in dem Alter für mich schlimmer ist als für sie.